Handlungen im Rahmen des Dschihad, schreibt der Historiker Joseph Croitoru, werden traditionell mit der Formel “Auf dem Weg Gottes” – fī sabīl Allāh – verbunden. [note]Joseph Croitoru, “Der Märtyrer als Waffe, Zur Funktion des Selbstmordattentäters als Märtyrer”, in: Tinte und Blut: Politik, Erotik und Poetik des Martyriums, hgg. von Andreas Kraß und Thomas Frank, Frankfurt a.M. 2008, 59-71, hier 69.[/note] Auch bei der Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur heisst es, dass Dschihad “sich Mühen auf dem Wege Gottes” – jihād fī sabīl Allāh – bedeute. [note]Katajun Amirpur, Den Islam neu denken: Der Dschihad für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte, München 2013, 15.[/note]

Beide Male wird hier das arabische fī sabīl Allāh mit “auf dem Wege Gottes” übersetzt – und das ist falsch. Zwar ist sabīl das arabische Wort für “Weg”, doch fī sabīl bildet eine zusammengesetzte Präposition und lässt sich am besten mit “um … willen” wiedergeben; fī sabīl Allāh heisst daher soviel wie “um Gottes willen”, “Gott zuliebe” oder “für Gott”.

“Gott” (Allāh) verweist also nicht auf die Art und Weise, nach der der Dschihadist handeln zu müssen glaubt (das wäre Ketzerei), sondern bedeutet den höheren Zweck seines Tuns und dessen Rechtfertigung. Ein nicht geringer Unterschied.