Writing East and West

Category: Aus der Schreibwerkstatt

Neuerscheinungen 2019

Unter den Sachen, die man so produziert, sind zuweilen auch etwas grössere Projekte.Es geht um einen Sammelband und eine Monographie, deren Publikation nun bevorsteht. 

Den Sammelband habe ich hier vor einiger Zeit schon erwähnt. Der Titel war aber ein Arbeitstitel und noch nicht vom Verlag abgesegnet. Der endgültige Titel mitsamt Untertitel steht jetzt aber endgültig fest. Er lautet:

Reformation im Islam: Perspektiven und Grenzen

Der Erscheinungstermin ist nach wie vor in der Schwebe. Das Projekt steht aber vor der Fertigstellung, d.h. es müssen im wesentlichen nur noch die Korrekturabzüge geprüft werden, dann kann das Buch in den Druck gehen. Vorsichtig geschätzt wird es dann im Februar oder März auf dem Markt sein (im Internet wird der Juni genannt, aber das ist unwahrscheinlich).

Ich bin nicht nur Mitherausgeber des Sammelbandes, sondern habe auch drei Beiträge ins Deutsche übersetzt und selber einen Beitrag beigesteuert. Der Band ist akademischer Natur, spricht aber auch eine interessierte Öffentlichkeit an. Alles weitere wird zu gegebener Zeit auf diesem Blog bekanntgegeben.

Das zweite Buch ist eine Monographie unter dem Titel:

The Renaissance of the Levant: Arabic and Greek Discourses of Reform in the Age of Nationalism

Einige Infos dazu gibt es hier. Voraussichtlicher Erscheinungstermin ist ebenfalls März 2019. Das Skript ist mittlerweile zweifach begutachtet worden und die weiteren Publikationsschritte nur noch technischer Natur. 

Also, da kann man sich wirklich auf den Jahreswechsel freuen! 

Was steht noch an? Derzeit in Planung sind noch zwei weitere Sammelbände, die auf zwei Tagungen (in Mainz und Essen) zurückgehen. Realistischerweise dürften beide wohl 2020 erscheinen. 

Vorankündigung: Islam und Reformation

Alle Interessentinnen und Interessenten bitte vormerken: Voraussichtlich Ende des Jahres wird bei Springer VS der Sammelband ISLAM UND REFORMATION erscheinen, an dem ich als Herausgeber, Autor und Übersetzer beteiligt bin. Meine Mitherausgeber sind Jörgen Klußmann (Ev. Kirche im Rheinland) und Aladdin Sarhan (LKA Rheinland-Pfalz).

Die einzelnen Beiträge stammen von profilierten Fachleuten aus dem In- und Ausland, darunter Martin Riexinger, Assem Hefny, Mona Abu Zaid, Jörn Rüsen, Mouhanad Khorchide, Marwan Abou Taam, Amel Gramy u.a.m. Sie gehen zum grössten Teil auf eine Tagung von 2016 zurück. Weitere Informationen gibt es zu gegebener Zeit an dieser Stelle.

Hier noch etwas für die gute Laune:

Why Qāsim Amīn was against the niqāb

Qāsim Amīn (1863-1908), author of a famous 1899 treatise on the „liberation of the woman‟ (tahrīr al-marʾa) argues that the issue of seduction which is so prevalent in the Islamic culture doesn’t emanate from the woman’s body but from the way she walks. Against this backdrop, Amīn reaches the astonishing conclusion that both the niqāb and the burqaʿ rather than suppressing the woman’s seduction they are conveying it!

In his mind, they are the strongest agents of a woman to evoke desire precisely because niqāb and burqaʿ hide a woman’s identity. Only if her face was visible it would become clear to which family she belongs so that she will be careful not to do harm to her reputation.[note]Qāsim Amīn: taḥrīr al-marʾa. [Cairo 1899] Damascus 2007, p. 78.[/note]

What sounds like an orientalist fantasy is in fact written by the most popular and most influential advocate of the woman’s liberation in the Arab World of the modern era.


 

Der Mythos vom andalusischen Paradies

Manche Mythen sterben nie, so der vom andalusischen Paradies unter islamischer Herrschaft. Die Spanier aber waren nicht nur Eroberte, sondern in Südamerika auch Eroberer, was heutzutage noch immer ganz unterschiedlich bewertet wird.

Denn heute würde, schreibt Darío Fernández-Morera,[note]Darío Fernández-Morera: The Myth of the Andalusian Paradise: Muslims, Christians, and Jews Under Islamic Rule in Medieval Spain. Wilmington 2016, S. 238.[/note] kaum ein Wissenschaftler behaupten, dass die christlichen Europäer Südamerika oder die Briten Indien erleuchtet hätten, aber im Falle Spaniens wird noch immer so getan, als sei die muslimische Eroberung der Beginn eines beispiellosen kulturellen Aufschwunges gewesen.


 

 

Islamismus ohne Islamisten

In Indonesien kamen Initiativen zur Anwendung der Scharia grösstenteils von säkularen Parteien, was wieder einmal zeigt, wie Shadi Hamid schreibt, dass Islamismus keine Sache allein von Islamisten ist:

„It is very difficult to have liberalism without liberals. Islamism, on the other hand, doesn’t necessarily require Islamists.‟[note]Shadi Hamid, Islamic Exceptionalism: How the Struggle over Islam is Reshaping the World, New York 2016, S. 32.[/note]

Der Karren der Modernisierung steckt tief im Morast.


 

Welche Werte?

Ali A. Allawi über ein grundlegendes Problem islamischen gesellschaftlichen Selbstverständnisses:

„No Muslim state has proclaimed that its adherence to Islamic norms of conduct and behaviour has been the essential factor in its success in worldly matters. Thus, where Muslim countries have excelled in (relative terms), say in Malaysia, the cause is partly attributed to ‚Asian,‛ rather than to Islamic, values.‟[note]Ali A. Allawi: The Crisis of Islamic Civilization. New Haven und London 2009, 145.[/note]

Was folgt daraus?


 

Bitte um Hinrichtung

In den Klassen der Mu’taziliten, einem Werk aus dem 9. Jahrhundert, heisst es über Ibn ar-Rāwandī, dass er, nachdem er die Führerschaft über die Schia angestrebt, jedoch nicht erlangte hatte, vom Islam abfiel und Atheist wurde:

وكان يضع هذه الكتب للالحاد وصنّف لليهود والنصارى والثنوية واهل التعطيل، قيل وصنّف الامامة الرافضة واخذ منهم ثلاثين ديناراً، ولما ظهر منه ما ظهر قامت المعتزلة في امره واستعانوا بالسلطان على قتله فهرب ولجأ الى يهودي في الكوفة، فقيل مات في بيته.[note]Aḥmad Ibn Yaḥyā Ibn al-Murtaḍā, Die Klassen der Mu’taziliten, hrsg. von Susanna Diwald-Wilzer, Wiesbaden 1961, § 8: 92.[/note]

Die Mu’tazila, Verfechter der rationalen Schule, wandten sich danach an die Obrigkeit mit der Bitte, ihn hinzurichten, doch konnte er fliehen und fand Asyl bei einem Juden in Kufa, in dessen Haus er schliesslich starb.

Zweierlei fällt hieran auf:
1.) Dass die als so fortschrittlich gerühmte Mu’tazila einen Dissidenten denunziert haben soll, um ihn hinrichten zu lassen.

2.) Dass als Asylgeber einfach “ein Jude” benannt wird. Damit entsteht beim Leser der Eindruck, dass, wer dem Islam Schaden zufügt, quasi eine natürliche Nähe zum Judentum hat.


 

Aufgeklärter Humanist

Bassam Tibi hält Edward Said für einen „enlightened humanist‟, dessen Werk zu „a cudgel in the hands of his followers‟ wurde, „who today act as a kind of academic police force forbidding any criticism of political Islam.‟[note]Bassam Tibi: Islamism and Islam. New Haven and London 2012, 72.[/note]

Letzteres ist fraglos zutreffend. Aber Said ein enlightened humanist, dessen Werk nur missbraucht wurde? Das kommt einem bekannt vor.


 

Perfide

Der Erfolg von Leuten wie Ayaan Hirsi Ali, schreibt Daniel Bax, sei „der beste Beweis dafür, dass die Aufklärung auch in Europa bis heute noch ein unvollendetes Projekt geblieben ist.‟[note]Daniel Bax: Angst ums Abendland: Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten. Frankfurt/Main 2015, 157.[/note]

Sprengen sich die Hirsi Alis auch in die Luft, schneiden sie Köpfe ab, richten sie Massaker an?


 

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