Writing East and West

Tag: Politik

Die “Wiener Zeitung” über Islam und Politik

Die “Wiener Zeitung” hat einen längeren Artikel zum Thema “politischer Islam” gebracht und ihn mit einigen Statements von mir garniert.

Den Artikel unter dem Titel “Wie viel Politik im Islam steckt” gibt es auch online hier.

Beitrag auf “Cicero Online”

Manch einer unterschätzt, wie gross die Kräfte der Beharrung in den muslimischen Gesellschaften doch sind. Für “Cicero Online” habe ich das Problem einmal knapp umrissen. Unter dem Titel “Die Reislamisierung von unten” finden Sie meinen Beitrag barrierefrei unter diesem Link.

Auszug: “Seit dem Untergang des rationalistischen Islam haben wir es in den muslimischen Ländern mit einer Gemengelage von Religion und Politik zu tun. Dass die Scharia von einem sehr weltlichen Charakter ist und Vorschriften zum Familien-, Vertrags- und Verwaltungsrecht umfasst, lässt die Sphären der Religion und der Politik nur noch weiter verschwimmen.”


Nachtrag 18. August 2020

Vorgestern, am Sonntag, hat Mouhanad Khorchide mit einer Replik reagiert, die unter dem Titel “Top-down oder Bottom-up?” ebenfalls auf “Cicero Online” erschienen ist.

Nicht, dass ich inhaltlich einverstanden wäre, aber ich schätze es doch überaus, dass Mouhanad Khorchide sich der Debatte stellt und nicht, wie so viele, die ich an der Uni kennengelernt habe, andere Meinungen einfach ignoriert.

Eine verschmitzte Endnote

Jan Assmann, Heidelberger Ägyptologe und in der zweiten Phase seines publizistischen Schaffens  Kulturwissenschaftler, ist u.a. für seine These von der (wie er sie nennt) “Mosaischen Unterscheidung” bekanntgeworden, die freilich viel Kritik auf sich gezogen hat und über die ich in meinem Buch Zwischen Religion und Politik (S. 60) schrieb:

… derzufolge die „Mosaische Unterscheidung‟ zwischen wahrer und falscher Religion einen eigenen Typ von Wahrheit begründet. Mag Guy Stroumsa dieser These auch Plausibilität zubilligen, so bleibt der Vorwurf bestehen, dass sie den Monotheismus insgesamt in Misskredit bringt. Assmann weist diesen Vorwurf zurück, da er in der genannten Unterscheidung eine Errungenschaft und keinen Rückschrittt sieht. Überdies bedeute eine solche Unterscheidung für das Judentum ohnehin nicht mehr als eine „Selbstausgrenzung‟ (Assmann) gegenüber seiner Umwelt, was an sich noch keine Gewalt zeitige.

Assmann geht in der Verteidigung seiner These schliesslich so weit zu behaupten, dass die „Mosaische Unterscheidung‟ Toleranz überhaupt erst möglich gemacht habe, insofern als diese nur gegenüber etwas gewährt werden könne, was der eigenen Auffassung widerspricht. Der antike Polytheismus hingegen habe keine Toleranz praktizieren können, weil die eigenen Götter gar nicht im Konflikt mit anderen Göttern gestanden haben. Das ist ein wenig um die Ecke gedacht, denn genausogut könnte man im Mangel an Konflikt einen Ausdruck von Toleranz sehen. Im Grunde aber befindet sich Assmann hier in guter Gesellschaft mit John Selden (1584-1654), der lange zuvor die Ansicht vertrat, dass nach rabbinischer Auffassung für Nichtjuden gar keine Veranlassung besteht, das mosaische Gesetz zu befolgen, folglich Gewalt um der Bekehrung willen keinen Anreiz im Judentum findet.

Ich bin jetzt erst dazu gekommen, Assmann Buch Exodus zu lesen, das ein Jahr zuvor erschienen ist. Dort schreibt Assmann ganz richtig, dass besagte These schon älter ist und führt sie auf David Hume (1711-1776) zurück, was uns hier aber nicht weiter interessieren soll.

Die Pointe liegt in Assmanns verschmitzter Endnote. Dort schreibt er mit Bezug auf die “Mosaische Unterscheidung”:

“Seltsamerweise wird sie in unserer geschichtsvergessenen Gegenwart als die umstrittene These eines Heidelberger Ägyptologen diskutiert.”

Herzig.

Weltbeziehungen

Religionen befassen sich nicht nur mit transzendenten Dingen, mit Ethik und Ritualen, sondern bringen in diesen Dingen wie auch darüberhinaus ein jeweils spezifisches Verhältnis zur Welt voraus, die ihrerseits dem Wandel der Zeit unterliegt.

Damit werden die Religionen relevant für die Politik und in diesem Spannungsfeld zwischen Religion und Politik entsteht das, was wir die Moderne nennen. Dieser Prozess ist kein stetig forschreitender, sondern unterliegt Rückschlägen sowie gegenseitigen Beeinflussungen und Irritationen. Das ist Thema meines Buches Zwischen Religion und Politik, wie es in der Beschreibung heisst:

Die Moderne zeichnet sich ab, als der Himmel aufhört, Projektionsfläche menschlicher Heilserwartung zu sein und sich die kulturelle Wahrnehmung auf das „kosmisch Unerhebliche‟ (Hans Blumenberg) verschiebt. […] Politisch findet die Moderne ihren Ausdruck im liberalen Konstitutionalismus und steht in einem ambivalenten Verhältnis zu den Religionen, die selbst ein spezifisches Verhältnis zur Welt entwickelt haben.

Vor diesem Hintergrund erscheint es erfreulich, dass dieser Tage die Universitäten Erfurt und Graz ein Graduiertenkolleg zum Thema “Weltbeziehungen” initiiert haben, die sich genau diesem Thema widmet:

Die Beschaffenheit von Weltbeziehungen sagt viel über die jeweilige Kultur aus, die diese prägen. Sie kann uns einerseits Aufschluss geben über unser kulturelles Erbe wie auch andererseits uns über unsere eigenen Praktiken zur Schaffung resonanter – also antwortender – Beziehungen zur Welt aufklären.

Das klingt vielversprechend. Unverkennbar spielt hier der Einfluss des Soziologen Hartmut Rosa hinein, Leiter des Erfurter Max-Weber-Kollegs, und so wird man gespannt sein, ob das Konzept der Resonanz auf diesem Gebiet eine fruchtbare Wirkung zu entfalten vermag.

 

Huntington und seine Leser

Seitdem Samuel P. Huntington 1996 sein Buch “The Clash of Civilizations” veröffentlichte[note]Voller Titel: The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order, New York 1996.[/note] arbeiten sich Menschen an dem Buch ab, von denen viele es offenbar nicht gelesen haben. Wie sonst wäre zu erklären, dass Huntington Thesen unterstellt werden, die gar nicht Thema seines Buches sind oder zumindest nicht im Zentrum stehen?

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