Religionen befassen sich nicht nur mit transzendenten Dingen, mit Ethik und Ritualen, sondern bringen in diesen Dingen wie auch darüberhinaus ein jeweils spezifisches Verhältnis zur Welt voraus, die ihrerseits dem Wandel der Zeit unterliegt.

Damit werden die Religionen relevant für die Politik und in diesem Spannungsfeld zwischen Religion und Politik entsteht das, was wir die Moderne nennen. Dieser Prozess ist kein stetig forschreitender, sondern unterliegt Rückschlägen sowie gegenseitigen Beeinflussungen und Irritationen. Das ist Thema meines Buches Zwischen Religion und Politik, wie es in der Beschreibung heisst:

Die Moderne zeichnet sich ab, als der Himmel aufhört, Projektionsfläche menschlicher Heilserwartung zu sein und sich die kulturelle Wahrnehmung auf das „kosmisch Unerhebliche‟ (Hans Blumenberg) verschiebt. […] Politisch findet die Moderne ihren Ausdruck im liberalen Konstitutionalismus und steht in einem ambivalenten Verhältnis zu den Religionen, die selbst ein spezifisches Verhältnis zur Welt entwickelt haben.

Vor diesem Hintergrund erscheint es erfreulich, dass dieser Tage die Universitäten Erfurt und Graz ein Graduiertenkolleg zum Thema “Weltbeziehungen” initiiert haben, die sich genau diesem Thema widmet:

Die Beschaffenheit von Weltbeziehungen sagt viel über die jeweilige Kultur aus, die diese prägen. Sie kann uns einerseits Aufschluss geben über unser kulturelles Erbe wie auch andererseits uns über unsere eigenen Praktiken zur Schaffung resonanter – also antwortender – Beziehungen zur Welt aufklären.

Das klingt vielversprechend. Unverkennbar spielt hier der Einfluss des Soziologen Hartmut Rosa hinein, Leiter des Erfurter Max-Weber-Kollegs, und so wird man gespannt sein, ob das Konzept der Resonanz auf diesem Gebiet eine fruchtbare Wirkung zu entfalten vermag.