Writer // Politics & Culture

Month: August 2016

Wer waren die Übersetzer?

In der Debatte zum Thema Islam und Moderne werden häufig die arabischen Übersetzungen aus dem Griechischen zur Sprache gebracht, die im Mittelalter eine so bedeutende Rolle für die kulturelle Entwicklung auf beiden Seiten des Mittelmeers spielten. Doch wer waren die Übersetzer?

Ambiguitätstoleranz

Eine Anmerkung zur “Ambiguitätstoleranz”, dem neuen Modewort in den deutschsprachigen Islamwissenschaften:

„To be sure, Islamic law was not enforced everywhere, every time; as in many other legal system, expediency, necessity, favoritism, bribery, inefficiency, politics, and other factors could alter an outcome. But the plain fact is that Islamic law in medieval Spain imposed humiliating conditions on Christian dhimmis to ensure that absolute power remained in the proper hands.‟[note]Darío Fernández-Morera: The Myth of the Andalusian Paradise. Muslims, Christians, and Jews under Islamic Rule in Medieval Spain. Wilmington/ Delaware 2016, S. 209.[/note]

Das hat über Jahrhunderte funktioniert.


 

Der Mythos vom andalusischen Paradies

Manche Mythen sterben nie, so der vom andalusischen Paradies unter islamischer Herrschaft. Die Spanier aber waren nicht nur Eroberte, sondern in Südamerika auch Eroberer, was heutzutage noch immer ganz unterschiedlich bewertet wird.

Denn heute würde, schreibt Darío Fernández-Morera,[note]Darío Fernández-Morera: The Myth of the Andalusian Paradise: Muslims, Christians, and Jews Under Islamic Rule in Medieval Spain. Wilmington 2016, S. 238.[/note] kaum ein Wissenschaftler behaupten, dass die christlichen Europäer Südamerika oder die Briten Indien erleuchtet hätten, aber im Falle Spaniens wird noch immer so getan, als sei die muslimische Eroberung der Beginn eines beispiellosen kulturellen Aufschwunges gewesen.


 

 

Islamismus ohne Islamisten

In Indonesien kamen Initiativen zur Anwendung der Scharia grösstenteils von säkularen Parteien, was wieder einmal zeigt, wie Shadi Hamid schreibt, dass Islamismus keine Sache allein von Islamisten ist:

„It is very difficult to have liberalism without liberals. Islamism, on the other hand, doesn’t necessarily require Islamists.‟[note]Shadi Hamid, Islamic Exceptionalism: How the Struggle over Islam is Reshaping the World, New York 2016, S. 32.[/note]

Der Karren der Modernisierung steckt tief im Morast.


 

Welche Werte?

Ali A. Allawi über ein grundlegendes Problem islamischen gesellschaftlichen Selbstverständnisses:

„No Muslim state has proclaimed that its adherence to Islamic norms of conduct and behaviour has been the essential factor in its success in worldly matters. Thus, where Muslim countries have excelled in (relative terms), say in Malaysia, the cause is partly attributed to ‚Asian,‛ rather than to Islamic, values.‟[note]Ali A. Allawi: The Crisis of Islamic Civilization. New Haven und London 2009, 145.[/note]

Was folgt daraus?


 

Bitte um Hinrichtung

In den Klassen der Mu’taziliten, einem Werk aus dem 9. Jahrhundert, heisst es über Ibn ar-Rāwandī, dass er, nachdem er die Führerschaft über die Schia angestrebt, jedoch nicht erlangte hatte, vom Islam abfiel und Atheist wurde:

وكان يضع هذه الكتب للالحاد وصنّف لليهود والنصارى والثنوية واهل التعطيل، قيل وصنّف الامامة الرافضة واخذ منهم ثلاثين ديناراً، ولما ظهر منه ما ظهر قامت المعتزلة في امره واستعانوا بالسلطان على قتله فهرب ولجأ الى يهودي في الكوفة، فقيل مات في بيته.[note]Aḥmad Ibn Yaḥyā Ibn al-Murtaḍā, Die Klassen der Mu’taziliten, hrsg. von Susanna Diwald-Wilzer, Wiesbaden 1961, § 8: 92.[/note]

Die Mu’tazila, Verfechter der rationalen Schule, wandten sich danach an die Obrigkeit mit der Bitte, ihn hinzurichten, doch konnte er fliehen und fand Asyl bei einem Juden in Kufa, in dessen Haus er schliesslich starb.

Zweierlei fällt hieran auf:
1.) Dass die als so fortschrittlich gerühmte Mu’tazila einen Dissidenten denunziert haben soll, um ihn hinrichten zu lassen.

2.) Dass als Asylgeber einfach “ein Jude” benannt wird. Damit entsteht beim Leser der Eindruck, dass, wer dem Islam Schaden zufügt, quasi eine natürliche Nähe zum Judentum hat.


 

Aufgeklärter Humanist

Bassam Tibi hält Edward Said für einen „enlightened humanist‟, dessen Werk zu „a cudgel in the hands of his followers‟ wurde, „who today act as a kind of academic police force forbidding any criticism of political Islam.‟[note]Bassam Tibi: Islamism and Islam. New Haven and London 2012, 72.[/note]

Letzteres ist fraglos zutreffend. Aber Said ein enlightened humanist, dessen Werk nur missbraucht wurde? Das kommt einem bekannt vor.


 

Perfide

Der Erfolg von Leuten wie Ayaan Hirsi Ali, schreibt Daniel Bax, sei „der beste Beweis dafür, dass die Aufklärung auch in Europa bis heute noch ein unvollendetes Projekt geblieben ist.‟[note]Daniel Bax: Angst ums Abendland: Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten. Frankfurt/Main 2015, 157.[/note]

Sprengen sich die Hirsi Alis auch in die Luft, schneiden sie Köpfe ab, richten sie Massaker an?


 

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