Ich habe einmal einen Vortrag zum Nahostkonflikt gehalten und kam anschliessend mit einigen Zuhörern ins Gespräch. Als ich einer älteren Dame sagte, dass die antisemitische Propaganda einschliesslich der Leugnung des Holocaust noch nicht einmal das Schlimmste in den arabischen Ländern sei, da schaute sie mich mit grossen Augen an und fragte: «Nicht? Was könnte denn noch schlimmer sein?»
Nun, schlimmer wiegt die Tatsache, dass es dort nichts anderes gibt: Man bewegt sich in einem geschlossenen antisemitischen Universum. Es gibt kein Gegengift, keine Vielfalt, nichts. So habe ich mir im Jahr 2010 einmal die Mühe gemacht, bei einem dreimonatigen Syrienaufenthalt alle Buchtitel zu fotografieren, die mit Juden und Israel zu tun haben – also wirklich alle, nicht nur die hetzerischen Titel.

Ich war in Buchhandlungen unterwegs und habe Flohmärkte besucht und immer, wenn ich einen relevanten Titel gefunden habe, habe ich die Kamera gezückt. Doch sehen Sie selbst: Es gab keine anderen Titel als hetzerische. Jedenfalls habe ich keine gefunden. Wer in Syrien oder einem anderen arabischen Land aufwächst, wird überall und ausschliesslich mit wüster Propaganda zu dem Thema konfrontiert.
Sachliches Bildungsmaterial zum Holocaust und zum Antisemitismus ist in der Arabischen Welt praktisch nicht existent. Vor diesem Hintergrund sind Initiativen, die das ändern wollen, sehr zu begrüssen. Die «Arab Initiative Racing Against a Global Surge in Antisemitism«, bestehend aus mehreren Übersetzern, hat u.a. siebzig Artikel zum Holocaust in der Wikipedia ins Arabische übersetzt, ausserdem ins Persische (Iran), Dari (afghanisches Persisch), Kurdisch und Paschto.
Daneben sind eine Reihe weiterer Publikationen entstanden und man darf gespannt sein, was noch kommt. Natürlich ist die Aufklärung zum Thema Holocaust, Juden, Israel und Antisemitismus in der Arabischen Welt (und angrenzenden Regionen) ein enorm dickes Brett, das hier gebohrt wird, aber der Anfang ist gemacht und wird hoffentlich nicht ohne Wirkung bleiben.
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