Allzu leichtfertig verbreiten viele Informationen von Personen oder Medien, die sie für glaubwürdig halten, selbst wenn es sich nicht um die Originalquelle handelt. Auch das pro-israelische Lager ist nicht vor Fake News gefeit, obwohl es die besseren Argumente hat und sich nicht vorwerfen lassen muss, auf die Propaganda einer Terrororganisation hereinzufallen.

Wenn Max Mustermann, den ich immer für eine glaubwürdige Quelle gehalten habe, etwas behauptet, was aus einer anderen Quelle stammt, dann überprüfe ich die Behauptung anhand der Originalquelle, sofern sie mir zugänglich ist. Denn auch Max Mustermann kann, ohne zu lügen, eine Unwahrheit dadurch verbreiten, dass er einen Text nur oberflächlich gelesen oder etwas falsch verstanden hat.

Ist mir die Originalquelle nicht zugänglich, dann mache ich mir die Behauptung von Max Mustermann nicht einfach zu eigen, sondern schreibe «Wie Mustermann behauptet …» oder «Nach den Angaben von Mustermann …» oder mache auf andere Weise deutlich, dass ich die Information weiterverbreite, ohne für ihren Wahrheitsgehalt einstehen zu müssen, z.B. indem ich sie als Zitat ausgebe.

Dabei handelt es sich keineswegs um eine akademische Gepflogenheit, die in den sozialen Medien keine Bedeutung hätte, sondern um eine Massnahme, die mich davor schützt, im Wiederholungsfalle selbst als unzuverlässige Quelle zu gelten. Denn auch wenn sich herausstellen sollte, dass Max Mustermanns Informationen unzutreffend waren, bleibt es dann eine Tatsache, dass sie von ihm stammen, nicht von mir.

Vor kurzem gingen in proisraelischen Zirkeln zwei Meldungen viral, die beide falsch waren. Die eine lautete sinngemäss, dass für eine Reihe von arabischen Staaten eine Zukunft des Gazastreifens nur ohne Hamas denkbar ist, womit sie sich gegen europäische Staaten stellen würden. Tatsächlich geht aus dem Originaldokument im Gegenteil hervor, dass sich nämlich einige arabische Staaten einer französischen Initiative angeschlossen haben.

Die Initiative ruft zur Anerkennung eines Staates Palästina an der Seite Israels auf und stellt die Entführung, Verstümmelung und Tötung überwiegend israelischer Zivilisten durch die Hamas auf eine Stufe mit denen im Zuge des israelischen Eingreifens im Gazastreifen getöteten arabischen Zivilisten im Gazastreifen. In dem Dokument geht es eher um Äquidistanz denn um Solidarität mit Israel.

Die zweite Falschmeldung ist die Behauptung, selbst die UN würden jetzt zugeben, dass 68 Prozent der Hilfslieferungen in den Gazastreifen von der Hamas gestohlen würden. Dass dies gar nicht sein kann, ist schon deshalb offensichtlich, weil die Terroristen der Hamas sich in vielen Fällen gar nicht als solche zu erkennen geben.

Von Seiten der UN heisst es nur, dass die Güter «entweder friedlich von hungrigen Menschen oder gewaltsam bewaffneten Akteuren auf der Durchreise durch Gaza abgefangen» würden. Es sind also zum Teil auch hungernde Menschen, die sich an den Lebensmitteln bedienen (wer könnte es ihnen verdenken?); wie hoch der Anteil der Hamas ist, bleibt unbekannt.

Also, Vorsicht ist angebracht. Wer eine Information weiterverbreitet, sollte sie zuvor anhand der Originalquelle überprüft oder zumindest kenntlich gemacht haben, dass man dies nur unter Vorbehalt tut. Desinformation und Falschmeldungen gibt es genug; sie zumindest einzudämmen sollte aber möglich sein.