Eine politikwissenschaftliche Studie der Universität Mainz versucht, Antworten zu geben und Ursachen für Islamfeindlichkeit (Islamophobie») in Europa zu benennen:

«Here, according to a widely accepted definition, Islamophobia refers to prejudice ‘against individuals on the basis of the [ir] religious belief in Islam’ (Imhoff and Recker 2012, 812). It is based on stereotypical views of Muslims and Islam and centred on a series of perceived threats, among which the threat of violence and extremism and the threat to Western values and lifestyles are arguably the most prominent. Although prejudice against Muslims and their religion (Islamophobia in a strict sense or ‘Islamoprejudice’) and the secular critique of certain religious practices are often conflated for political reasons, they are conceptually and empirically separable (Imhoff and Recker 2012, 812–16).»

Das wirft Fragen auf: Zwar kann von der Religion nicht auf das Individuum geschlossen werden, soweit ist der Gedankengang richtig. Aber mit der Religion können im Einzelfall Tendenzen in der Gesellschaft erklärt werden, die immerhin eine grosse Zahl von Individuen umfasst.

Ob Zustimmung zum Kopftuch, zum Kalifat oder zur Abstinenz von Alkohol – all diese Dinge werden von einer grossen Minderheit oder gar Mehrheit der Individuen islamisch geprägter Gesellschaft geteilt. Ist dies zu benennen nun ein «stereotypical view», also Islamfeindlichkeit (Islamophobie), oder fällt es unter «secular critique of certain religious practices»?

Die Studie (Open Access) kommt zu dem Schluss, dass Islamfeindlichkeit (Islamophobie) vor allem mit rechtsextremen Einstellungen einhergeht, was eine Binse ist, doch der Frage ausweicht, wie eine Skepsis bezüglich der Integrierbarkeit grösserer Zahlen muslimischer Zuwanderer einzuordnen ist, wenn wir davon ausgehen, dass diese mitunter ihre eigenen sozialen Strukturen und damit einhergehende Wertvorstellungen mitbringen.

Dann nämlich kann es sein, dass im Einzelfall Integration zur Erfolgsgeschichte wird, sich auf die Gruppe bezogen aber ein eher durchwachsenes Bild zeigt, weil sozialer Konformitätsdruck vielfach über Generationen hinweg ein Eigenleben führt und Einstellungen begünstigt, die mit den vorherrschenden Werten nicht oder schlecht vereinbar sind (z.B. was die Selbstbestimmung der Frau betrifft).

Das ist der blinde Fleck in den Geisteswissenschaften, die sich mit dem Thema Islam in Europa befassen und so ist es auch der blinde Fleck dieser Studie, die allenfalls «certain religious practices» zu kritisieren für gerechtfertigt hält.