Ist es primär die Aussicht auf ein fantastisches Leben im Jenseits, das Dschihadisten dazu motiviert, Menschen ihres vermeintluchen Unglaubens wegen zu töten? Nein, glaubt der Kognitionswissenschaftler Fritz Breithaupt.

In seinem Buch «Die dunklen Seiten der Empathie» (2017: 111) schreibt Breithaupt über die Wurzeln des Terrorismus in Bezug auf die Opfer in den eigenen Reihen:

«Diese Darbietungen der Körper der Opfer und ihres Leidens sind (…) ein Empathie-Initiator ohnegleichen, er die schon latent vorhandene Parteinahme oder das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit immens anstachelt. Dagegen dürfte das Belohnungsdenken (etwa bezüglich dessen, was den Märtyrer im Jenseits erwartet) und vielleicht selbst der Hass sowie der unkontrollierte Groll ein sekundärer Anreiz zur Tat sein.»

Nicht Empathie als solche ist dabei das Problem, sondern eine Empathie, die «unkontrolliert und ungesteuert ist», denn erst dann tendiert sie dazu, Konflikte zu verschärfen (ebd., S. 115).


Breithaupt, Fritz. 2017. Die dunklen Seiten der Empathie. 3. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp.